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Ausgabe: 01 / 23 Lesedauer: min

ShopTec

Die wichtigsten ShopTech-Anforderungen 2023

Der Anbietermarkt für Commerce-Lösungen ist in Bewegung. Experten sehen eine Entwicklung hin zu Composable Commerce und Cloud-basierten Lösungen. Wie sollte ein zukunftsfähiges Commerce-System beschaffen sein?

Quelle: Shutterstock (Creative composition)

In vielen Unternehmen ist die Shop-Software in die Jahre gekommen. IT-Verantwortliche und Commerce-Manager stehen vor der Entscheidung, ihre bisher für den digitalen Handel verwendete Technologie abzulösen und zu erneuern und fragen sich, wie das gelingen kann. Solche Entscheidungen werden für einen längeren Zeithorizont getroffen. Schließlich soll die Lösung "einige Jahre halten", damit sich die Investition rechnet.

Die große Zahl an Shop-Software-Anbietern und neuen Entwicklungen in der IT-Architektur machen die Auswahl nicht leicht. INTERNET WORLD hat sich bei Commerce-Experten umgehört und sie gefragt: Was macht eine Commerce-Lösung zukunftsfähig? Die Antworten zeigen, wie viele Facetten die Zukunftsfähigkeit von Shopsystemen hat.

3 entscheidende Punkte

Michael Sommer, Director Partner Management bei der Digital-Agentur Diconium, zählt drei entscheidende Punkte für die Zukunftsfähigkeit auf: Integrationsoffenheit, Unterstützung eines Omnichannel-Ansatzes und Zufriedenheit des Unternehmens mit der Lösung.

Mit Integrationsoffenheit ist auf der einen Seite die Einbindung des E-Commerce-Systems in die bestehenden IT-Architekturen gemeint, erklärt er. Auf der anderen Seite bezieht sie sich auf die Flexibilität für Erweiterungen. Die Lösung soll Unternehmen befähigen zu reagieren, wenn sich Anforderungen ändern.

Flexibilität gehört auch zum Omnichannel-Ansatz. "Es gibt immer mehr Touchpoints, immer mehr Daten. Hier schnell agieren oder auch reagieren und neue Anforderungen abbilden zu können, ist ein Schlüsselfaktor", unterstreicht Sommer.

Jedoch: Eine Lösung, die von den Menschen, die mit ihr arbeiten, nicht akzeptiert wird, bringt wenig. Deshalb ist die Kundenzufriedenheit wichtig. Auch sie hat mehrere Aspekte: Wie fühlt sich die User Experience an? Wie gut ist der Support des Anbieters und auch des Implementierungspartners? Und nicht zuletzt: Wie flexibel ist das Preismodell?

Michael Sommer, Diconium
"Nicht jeder Kunde wird mit einem Headless-System glücklich werden."

Vom Onlineshop zur digitalen Transaktion

Das, was Sommer als "Integrationsoffenheit" bezeichnet, benennt Manuel Ludvigsen-Diekmann, Chief Technology Officer der Commerce-Agentur Shopmacher, als "Konnektivität". Konnektivität, Kosten und Skalierfähigkeit sind die drei Hauptpunkte, die er als Antwort auf die Frage nach der Zukunftsfähigkeit nennt.

Eine grundlegende Frage bei der Neueinführung oder dem Upgrade einer Commerce-Lösung ist: Wie werden Systeme angebunden? "Welche Systeme gibt es schon? Wie sehen die Datenströme aus?", konkretisiert der Chief Technology Officer. Zwei weitere Aspekte fließen in die Entscheidungskriterien für eine künftige Lösung ein: die personelle Ausstattung und die Strategie. Welches IT-Team ist im Unternehmen vorhanden? Wo will das Unternehmen in zwei bis drei Jahren hin? "Auf dieser Basis schauen wir, welche Anbieter es gibt, die zu diesen Voraussetzungen passen", erläutert Ludvigsen-Diekmann den Auswahlprozess.

Best of Breed-Ansatz

Er beobachtet, dass der Best-of-Breed-Ansatz immer mehr an Bedeutung gewinnt. Best-of-Breed bedeutet, für jeden Anwendungsbereich beziehungsweise für jede Funktion die beste Lösung zu finden. Die einzelnen Funktionsbausteine werden dann über Schnittstellen miteinander verbunden.

Jan Stöckel, Director Customer Engagement bei der Digital-Agentur Diva-e, bestätigt, dass Unternehmen verstärkt nach der Ablösung ihrer traditionellen Commerce-Software fragen. Sie interessieren sich für Lösungen, die auf Microservices und den sogenannten Headless-Ansatz setzen.

Headless bedeutet, dass das Frontend vom Backend getrennt ist. Der Hintergrund sei, dass Migrationsprojekte von "Altmonolithen hin zu moderner Architektur bei den großen Anbietern oft gleich viel kosten wie ein Neuprojekt", erläutert er. Für ihn geht der Trend zu Composable Commerce, dem Bauklötzchenansatz, um ein System aus den benötigten Funktionen zusammenzusetzen.

Unternehmen hätten oft Bedenken, ob ein Best-of-Breed-Ansatz nicht zu kompliziert sei, sagt Ludvigsen-Diekmann. Sie befürchten, dass die zahlreichen Bausteine und ihre Wartung irgendwann nicht mehr greifbar seien und das Ganze zu unübersichtlich werde. Diese Bedenken möchte er gern abbauen: "Unser Ziel ist es, die Angst davor zu nehmen, dass Best-of-Breed sehr komplex ist und viel kostet. Das muss es nicht."

Jan Stöckel, Diva-e
"Anbieter mit skalierbaren und Hosting-Lösungen wachsen überproportional."

Kosten und Skalierbarkeit im Blick behalten

Eine zukunftsfähige Lösung müsse mitwachsen können, betont Ludvigsen-Diekmann. Skalierbarkeit sei in jeder Hinsicht wichtig. "Es ist schlecht, wenn mich mein System einschränkt, wenn ich wachsen will."

Dabei müssen jedoch die Kosten im Blick behalten werden. Wenn bei einer Cloud-basierten Software nach Nutzung abgerechnet wird und ein Unternehmen wächst – was bedeutet das für die Kostenentwicklung? "Es muss klar sein, was das in drei bis vier Jahren bedeutet. Sind die Kosten dann noch planbar? Nicht, dass die Kosten dann ein Projekt später aus der Bahn werfen", warnt Ludvigsen-Diekmann.

Das Thema Total-Cost-of-Ownership (Gesamtkostenbetrachtung) ist nicht neu, ist aber ebenfalls ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl einer neuen Lösung, unterstreicht Ludvigsen-Diekmann: "Die Total-Cost-of-Ownership muss die langfristige Kostenentwicklung, die Wartung und die Update-Kosten einbeziehen." Denn die Kosten, "die im Betrieb wehtun", seien Wartung und Service.

Ingrid Schutzmann

verantwortet bei INTERNET WORLD das Ressort Tools und Services. Die Spezialistin für Shop-Software und Lösungen rund um den digitalen Einkauf hat die Evolution des Online-Handels von Anfang an journalistisch begleitet.
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