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Ausgabe: März 2022 Lesedauer: min

Liebscher & Bracht öffnet ein neues Regal

Seit Mitte 2021 bietet Youtube auch in Deutschland ein Tool an, mit dem Händler in Verbindung zu ihren Videos direkt Produkte vorstellen können – das „Product Shelf“. Eines der ersten Häuser, die den Verkaufskanal testen, ist Liebscher & Bracht aus dem Gesundheitssegment.

Der Gründer und Schmerzspezialist Roland Liebscher-Bracht gibt auf seinem Youtube-Kanal Bewegungs-Tipps und zeigt Übungen, die beispielsweise gegen Rücken- oder Nackenschmerzen helfen. Damit ist er hocherfolgreich. Mehr als 1,55 Millionen Menschen folgen seinem Kanal, der inzwischen fast 300 Millionen Abrufe generiert hat.

Schmerzspezialist Roland Liebscher-Bracht und seine Frau, Ernährungsmedizinerin Petra Bracht, sind die Gründer der Gesundheitsplattform. (Foto: Liebscher & Bracht)
In der Anfangsphase beschränkt sich Liebscher & Bracht darauf, die Basis-Produkte auf Youtube anzubieten. (Fotos: Liebscher & Bracht)

Nicht alle Produkte sind für das Youtube-Shelf geeignet

Für die Übungen, die Liebscher-Bracht und sein Team auf dem Kanal zeigen, werden regelmäßig Hilfsmittel benutzt; etwa Faszienrollen, elastische Dehnungsschlaufen oder Kniekeile. All diese Produkte sind im hauseigenen Onlineshop zu erwerben.

Seit August 2021 werden einige davon auch über das Product Shelf angeboten: ein Faszienset, Knieretter, Rückenretter, Kieferretter und Übungsschlaufen konnten Schmerzgeplagte direkt via Youtube über einen eigens aufgebauten Shopify-Shop bestellen. Dass sich das Unternehmen in erster Linie für Einzelprodukte und weniger für Bundles entschieden hatte, hat einen ganz profanen Grund, erklärt Simon Pieren, Head of Media des Unternehmens:

„Die Vorschaubilder der Produkte auf Youtube sind relativ klein. Bei den Product Bundles, bei denen viele Sachen auf einem Bild sind, ist das nicht so einfach darstellbar. Deswegen haben wir uns zunächst mal auf diese Einzelprodukte beschränkt.“

Viel Vorarbeit und ein manueller Freigabeprozess

Bis der Shop seine Pforten öffnete, war jedoch einiges an Vorarbeit erforderlich. Der Aufnahmeprozess in das Youtube-Programm ist bislang nicht automatisiert, es gab von dem Google-Unternehmen zum damaligen Zeitpunkt lediglich eine Liste mit Anforderungen, die man für die Teilnahme an der nach wie vor laufenden Testphase erfüllen musste. Auch der Freigabeprozess ist letztendlich manuell, erinnert sich Pieren. Immerhin gebe es dadurch auch einen Vorteil: „So hat man bei Youtube einen direkten Ansprechpartner.“ Was eindeutig besser sei als anonyme Service-Mailadressen, über die man oft nur halbwegs zufriedenstellende Antworten erhalte.  

Die Produkte, die nach der Eröffnung des Shops am besten ankamen, seien die gewesen, „die auch ansonsten am besten funktionieren“ – insbesondere der Rückenretter und das Faszienset erfreuten sich großer Beliebtheit. Das seien auch deswegen die Klassiker, da viele Menschen Probleme mit dem Rücken haben.   

Mit den Verkaufszahlen über Youtube zeigt sich Pieren zufrieden. Eine genaue Bezifferung der Umsätze über das Product Shelf sei aber nicht so einfach möglich, da es schon zuvor Produkt-Links in den Videobeschreibungen gab, die auf den regulären Shop leiteten. Unter dem Strich hätten sich die Umsätze via Youtube in einem „mittleren bis hohen zweistelligen prozentualen Bereich“ gesteigert. 

Der Einfluss auf den unternehmensweiten Umsatz ist allerdings noch nicht so groß, da der Großteil der Verkäufe weiterhin über andere Kanäle stattfindet – der Youtube-Umsatz befinde sich noch im niedrigen einstelligen Bereich. Dennoch: „Im Hinblick auf den Kanal betrachtet war es doch eine recht ordentliche Steigerung“, lautet Pierens Bilanz. 

Manuela Pauker

Die Hauptthemen von Manuela Pauker bei W&V sind Media und Social Media. Mit Social Commerce hat sie bislang eher gute Erfahrungen gemacht – und sich dabei auch schon gelegentlich für verschiedene Produkte „influencen“ lassen. Dass diese Variante des Shoppings den klassischen stationären Einkauf irgendwann komplett ersetzen wird, glaubt sie allerdings nicht.

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