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Case

Ausgabe: 03 / 23 Lesedauer: min

Duschbrocken: Per WhatsApp Kunden erreichen

Im Sommer 2021 hat Duschbrocken, die Brand für festes Shampoo und Duschgel, das erste Mal via WhatsApp seine Sonderedition angepriesen. 2022 wurden über den Kanal 250.000 Euro Umsatz generiert – und das ganz ohne teure technische Lösung.

Einfach mal machen. Ausprobieren, wie viel Potenzial wirklich in einer Idee steckt - ohne lange komplizierte Prozesse einzurichten. Damit ging es los, Mitte 2021, als die D2C-Brand Duschbrocken einen ersten Versuch mit dem Verkaufen via WhatsApp startete. Damals bewarb das Start-up seine Sommer-Edition "Annette Limette", verbunden mit einem Gewinnspiel: Wer ein Foto mit dem sommerlichen Duschbrocken zurückgeschickte, konnte sechs weitere gewinnen. "30 Prozent derer, die wir damals angeschrieben haben, haben tatsächlich ein Foto geschickt - eine außergewöhnlich hohe Quote", erinnert sich Johannes Lutz, einer der beiden Gründer und Geschäftsführer von Duschbrocken.

Gleichzeitig diente das Gewinnspiel dazu, den Teilnehmenden die Anmeldung zum WhatsApp-Newsletter anzubieten. Ein Angebot, das in der Zwischenzeit viele angenommen haben: Eineinhalb Jahre später zählt die Newsletter-Liste rund 13.000 Kundinnen und Kunden - nach wie vor generiert über Gewinnspiele, Paketbeileger sowie über Nachfassaktionen nach einem Kauf. "Uns ist ein klar erkennbares Double-Opt-in wichtig", betont Lutz, "einerseits, um beim Datenschutz präventiv auf der sicheren Seite zu sein, auch wenn das vielleicht nicht zwingend erforderlich ist." Zum anderen sei WhatsApp ein sehr persönlicher, privater Kanal, der einen sensiblen und offenen Umgang mit Kontaktdaten verlange.

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250.000 Euro Umsatz

Zweimal im Monat schickt Duschbrocken derzeit News über den Messenger an die angemeldeten Kunden, in der Regel mit der Ankündigung eines Pre-Launches, einer Sonder-Edition oder einer Produktempfehlung. Der enthaltene Link führt zu einer Landingpage, über die bestellt werden kann. 250.000 Euro Umsatz hat Duschbrocken damit 2022 erzielt - über einen komplett manuellen Prozess.

Denn: Duschbrocken verzichtet auf ein entsprechendes Tool: "Würden wir ein Tool nutzen, müssten wir dafür die API von WhatsApp verwenden und das würde uns für jede ausgehende Nachricht etwa sieben Cent kosten", erklärt Lutz. Dazu kämen noch die Kosten für das Tool selbst in etwa gleicher Höhe. Hochgerechnet auf zwei Nachrichten pro Monat an 13.000 Nutzer würde das knapp 4.000 Euro pro Monat ausmachen. Das ist fast so viel wie für eine Vollzeitstelle. Daher verschickt Duschbrocken die Nachrichten manuell an Broadcast-Listen mit jeweils maximal 256 Empfängern.

Bewährt hat sich Lutz zufolge dabei ein Abstand von vier bis fünf Minuten, damit WhatsApp die Nachrichten nicht als Massen-Mailing herausfiltert. Auf diese Weise kann das Start-up experimentieren und Erfahrungen sammeln, ohne viel investieren zu müssen - ein Vorgehen, das sich für Lutz in jedem Fall ausgezahlt hat.

Wer am Gewinnspiel teilgenommen oder bei Duschbrocken etwas gekauft hat, bekommt eine WhatsApp-Nachricht mit dem Hinweis und der Anmeldemöglichkeit für den Newsletter. Zum Valentinstag hat Duschbrocken außerdem seine Sonderedition Romeo & Juliet über den WhatsApp-Kanal angepriesen.

Ohne Tool sind kaum Kennzahlen messbar

Natürlich hat der händische Prozess auch Nachteile: An den Versandtagen ist ein Team-Mitglied ausschließlich mit dem Verschicken und dem anschließenden Support beschäftigt. Außerdem lassen sich kaum Kennzahlen erfassen: "Wir wissen zum Beispiel nicht, wie viele Menschen die Nachricht tatsächlich erhalten haben", gesteht Lutz. Daher sei es auch schwierig, eine Conversion Rate zu nennen. Lege man die Zahl aller versendeten Messages zugrunde, käme man vielleicht auf zehn Prozent. Je nachdem, wie viele Empfänger die Nachricht jedoch gar nicht erhalten, liege sie aber tatsächlich vielleicht bei 40 Prozent, so der Gründer.

Dazu kommt: Da alles über ein einziges Smartphone läuft, ist die Gefahr eines vollständigen Datenverlusts groß. "Das ist schon einmal passiert, da ist das Smartphone kaputtgegangen", erzählt Lutz. Dieser Umstand führt zur Überlegung, ob es künftig nicht doch eine technische Lösung sein soll. Zumal dann auch Daten wie die Kaufhistorie erfasst werden könnten oder sich die Antwortzeit auf Rückfragen deutlich verringern ließe. Beides würde generell die Customer Journey verbessern - für Lutz ein wichtiges Thema. "Bei WhatsApp geht es uns in erster Linie nicht um Profitmaximierung. Es geht um einen intensiven, positiven Kundenkontakt, um Kundenbindung."

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Christiane Fröhlich

Als freie Autorin beobachtet Christiane Fröhlich, welche Trends, Hypes und Flops die Commerce-Branche alljährlich produziert. Außerdem entstehen an ihrem Schreibtisch Artikel zu den technischen Aspekten von Web-Präsenzen: Shopsoftware und IT-Architektur, alle nötigen Lösungen rund um den Webshop, Usability oder Logistik sind die Themen. Dem E-Commerce und der Internetwirtschaft ist die Diplom-Journalistin seit 1997 verfallen; seither schreibt sie darüber, wie sich im Internet (mehr) Geld verdienen lässt.
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