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Case

Ausgabe: 06 / 23 Lesedauer: min

Sainsbury‘s: Gut bestückte Regale dank KI-Lösung für die Supply Chain

Die britische Supermarktkette Sainsbury’s setzt seit Anfang 2023 die KI-basierte Supply-Chain-Lösung von Blue Yonder ein. Damit sind erstmals alle Filialen und der Onlineshop an eine gemeinsame Prognose- und Warenbeschaffungsplattform angebunden.

Mit mehr als 2.000 Filialen ist Sainsbury’s die zweitgrößte Supermarktkette in Großbritannien. Wie viele langjährig gewachsene Handelskonzerne verfügt auch Sainsbury’s über eine sehr heterogene Systemlandschaft, die sich in verschiedenen Teilbereichen zunehmend als Belastung erwies. Unter anderem waren Nachfrageprognosen und Warendisposition in getrennten, nicht miteinander verknüpften Systemen organisiert. Zudem wurden diese wichtigen Logistikprozesse auf den verschiedenen Ebenen (Filialen, Onlineshop, Großhandel) mehrfach und oftmals auch mit hohem manuellem Anteil umgesetzt.

Im Zuge der digitalen Transformation von Sainsbury’s wurde deshalb eine kombinierte, durchgehende Lösung für Nachfrageermittlung und Wareneinkauf angestrebt - verbunden mit einem möglichst weitgehenden Automatisierungsgrad.

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Die richtige Ware zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort

Der Konzern entschied sich für die Einführung der Luminate Planning Suite des Supply-Chain-Spezialisten Blue Yonder. Diese wurde Anfang 2023 in Betrieb genommen. Das System erstellt - basierend auf den tatsächlichen Kundenentscheidungen am Point of Sale - tagesaktuelle Nachfrageprognosen, die als Basis für Nachbestellungen und Warendisposition dienen. Die historischen und in Echtzeit generierten Verkaufsdaten werden dabei mit KI-generierten Werten angereichert, um auch bei kurzfristigen Veränderungen der Markt- oder Produktionslage eine möglichst exakte Entscheidungsgrundlage zu haben. Die Software-as-a-Service-Plattform ist per API an das bestehende ERP von Sainsbury’s angeschlossen und kann auf gleichem Weg auch Daten für weitere unternehmensinterne Systeme bereitstellen.

"Die Luminate Planning Suite nutzt Daten aus aktuellen und historischen Abverkäufen sowie aus Aktionen und Promotions und kombiniert diese mit nachfrage-relevanten Informationen wie der Wetterlage oder aktuellen Events, um Prognosen über das zu erwartende Einkaufsverhalten zu liefern", erklärt Martin Baluk, Head of Retail DACH bei Blue Yonder. "Gibt es für Produkte keine historischen Werte, erstellt die KI auf Basis der Merkmale der Artikel initiale Prognosen, die ab dem ersten Abverkaufstag kontinuierlich mit den tatsächlichen Daten überschrieben werden." Zudem sei das System in der Lage, die einzelnen Sainsbury’s-Filialen nach Größe, Lage und lokalen Kundengewohnheiten zu unterscheiden und so dafür zu sorgen, dass das jeweils passende Sortiment zum benötigten Zeitpunkt am richtigen Ort vorrätig sei.

Martin Baluk, Head of Retail DACH bei Blue Yonder

Die KI schafft neue Freiräume für die Disponenten

Der hohe Automatisierungsgrad der KI-basierten Luminate Planning Suite bedeutet allerdings nicht, dass die Entscheidungshoheit über Einkauf und Sortimentsgestaltung komplett an das System abgetreten wird. "Das System unterstützt die Disponenten von Sainsbury’s, indem es diesen vor allem Massenentscheidungen abnimmt. Denn bei dem Handelskonzern werden in UK täglich 150 Millionen Bestellentscheidungen fällig", berichtet Martin Baluk. "Indem diese repetitiven Entscheidungen automatisiert werden, erhalten die Disponenten mehr Zeit für die wirklich wichtigen großen Weichenstellungen."

Wenige Wochen nach der Inbetriebnahme der Luminate Planning Suite gibt es bei Sainsbury’s noch keine konkreten Vorher/Nachher-Kennzahlenvergleiche. Doch wie Baluk erzählt, erkenne die Supermarktkette bereits deutliche Verbesserungen bei der Warenverfügbarkeit, der Bestandsoptimierung und der Verringerung von Regallücken. Zudem sei durch die Harmonisierung und Zentralisierung des Systems eine Effizienzsteigerung in den Arbeitsabläufen erreicht worden.

Das bestätigt auch Meinir Childs, Director of Supply Chain bei Sainsbury’s: "Unser Supply-Chain-Transformationsprogramm ermöglicht es uns, Produkte für Kunden zur richtigen Zeit an den richtigen Ort zu bringen, indem wir unsere Fähigkeit verbessern, Produkte effizient über unser Netzwerk zu transportieren. Zum ersten Mal überhaupt nutzen wir maschinelles Lernen, um eine automatische Prognoseberechnung und die Generierung von Filialbestellungen zu ermöglichen."

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Matthias Hell

Matthias Hell ist Experte für E-Commerce-Themen. Der promovierte Politikwissenschaftler beleuchtet für uns seit mehr als zehn Jahren als freier Autor Handels- und Online-Themen, zunächst für Internet World, jetzt für W&V. Zudem ist Matthias für den täglichen W&V Newsletter Commerce Shots zuständig. Neben einigen Fachbüchern hat er zwei Bildbände zur modernen Architektur seiner Heimatstadt München veröffentlicht und widmet sich in seiner Freizeit seiner Leidenschaft für Musik und Literatur. 
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