Case Patagonia
Patagonia: Role Model für wertebasiertes Marketing
Nicht schon wieder Patagonia – oder doch? Wenn über Nachhaltigkeit gesprochen wird, ist klar, dass über kurz oder lang der Name Patagonia fällt. Patagonia gilt vielen als Vorzeigeunternehmen schlechthin. Es ist aber nicht die nachhaltige, verantwortungsbewusste Produktion, worüber sich Patagonia abhebt – das schaffen andere auch. Es sind auch nicht Marketingmaßnahmen wie "Don’t buy this jacket".
Was Patagonia zum Vorzeigeunternehmen macht und sogar zum Vorreiter, ist etwas ganz anderes. W&V hat fünf Ansätze herausgefiltert, wie man sich von Patagonia als Role Model für wertebasiertes Marketing inspirieren lassen könnte.
Besucht man den Campus in Ventura, das Headquarter von Patagonia, steht dort in großen Lettern neben einem Bild von Firmengründer Yvon Chouinard: "Auf einem toten Planeten kannst du keinen Profit machen." Hallo? Ein nachhaltiges, verantwortungsbewusstes Unternehmen, das dann so eindeutig auf Gewinn abzielt?
"Wir sind uns des Widerspruchs durchaus bewusst, ein profitorientiertes Unternehmen zu sein und gleichzeitig zu sagen, dass es unser Kerngeschäft sei, die Welt zu retten“, sagt CEO Ryan Gellert. Dahinter steht eine Entscheidung des Firmengründers vom Herbst vergangenen Jahres, die nicht nur nach außen ziemliches Aufsehen erregte, sondern vor allem intern viele verblüffte. "Wir müssen einen Weg finden, mehr Geld in die Bekämpfung der Umweltzerstörung zu stecken und gleichzeitig die Werte des Unternehmens zu bewahren", hatte Yvon Chouinard postuliert – und verschenkte das komplette Unternehmen beziehungsweise überführte es in Stiftungen.
Man muss es nicht gleich genauso handhaben. Viel spannender im Grunde ist der Perspektivwechsel dahinter: Alle Aktivitäten von Patagonia zahlen auf eine Mission ein: “We are in business to save our home planet." In vielen anderen Chefetagen herrscht die Denkweise vor, es gehe rein ums eigene Unternehmen. Nachhaltigkeit wird schnell gleichgesetzt damit, dann eben mit nachhaltigen Produkten Gewinn zu machen. Über das eigene Unternehmen hinaus wird kaum gedacht und noch weniger gehandelt.