Case Tech-CMO

Ausgabe: Februar 2025

Der CMO der Zukunft ist ein Tech-CMO

Seit dem 2. Februar 2025 müssen Unternehmen nachweisen, dass ihre Mitarbeitenden die für ihre Rolle erforderlichen KI-Kompetenzen besitzen. Für Marketingverantwortliche bedeutet das weit mehr als nur den Umgang mit ChatGPT zu beherrschen. Die neue Kompetenzpflicht der EU-KI-Verordnung ist dabei nur der Vorbote einer viel grundlegenderen Entwicklung: So muss der Chief Marketing Officer (CMO) der Zukunft auch ein Tech-CMO sein – oder er wird scheitern.

Wenn Erik Reintjes, CMO beim Farben-Startup Miss Pompadour, von künstlicher Intelligenz spricht, wird schnell klar: Hier ist kein Marketing-Traditionalist am Werk. Das Unternehmen, das täglich rund 500 Beratungsgespräche über WhatsApp führt, setzt KI bereits seit längerem erfolgreich ein - vor allem in der Bildproduktion. "Das ist für uns ein absoluter Gamechanger", sagt Reintjes. Mit einem selbst entwickelten Prompt-System und einer ausgefeilten Excel-Struktur generiert Miss Pompadour bis zu 3.000 Bilder pro Nacht in verschiedenen Einrichtungsstilen. Die Qualität? "Mittlerweile so hoch, dass sie nicht mehr von echten Fotos zu unterscheiden ist." Der Erfolg gibt ihm Recht: Die Untermarke CosyColours arbeitet bereits komplett mit KI-generierten Produktbildern, was dem Unternehmen jährlich bis zu 200.000 Euro Produktionskosten erspart.

Doch Reintjes' Verständnis von KI geht weit über die reine Bildproduktion hinaus. Während das Unternehmen im Kundenservice noch bewusst auf den persönlichen Kontakt setzt, nutzt es KI intern bereits für die Wissensverwaltung und entwickelt intelligente Quiz-Systeme für die Erstberatung. "Die Rolle des CMOs wird strategischer, weil viele operative Aufgaben durch KI unterstützt oder übernommen werden", erklärt Reintjes. "Gleichzeitig bleibt die menschliche Komponente essenziell - kreative und emotionale Markenführung kann eine KI nicht ersetzen." Eine Haltung, die exemplarisch für die sich wandelnde Rolle des modernen CMOs steht. Ein Thema, über das wir mit Erik Reintjes und andern Branchenexpert:innen auch auf dem W&V Summit am 19./20. März 2025 in München (Motorworld) diskutieren.

(Bild: W&V)