Analyse

Ausgabe: Dezember 2023

Auf dem Prüfstand: Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?

In den vergangenen Jahren wurden einige Gewissheiten kräftig durcheinander gerüttelt. Home-Office ist kein rotes Tuch mehr. Eine Vier-Tage-Woche ist nicht nur möglich, sondern bringt handfeste Vorteile. Gleichzeitig haben die alten, hierarchischen Führungsmodelle ausgedient. Die notwendigen Veränderungen in Wirtschaft und Arbeitswelt erfordern eine möglichst breite Basis. Das Wort Mitbestimmung gewinnt daher neue Bedeutung, ist vielleicht wichtiger als der inzwischen schon etwas abgedroschene Begriff Purpose.

Wir schauen, wie die Deutschen heute arbeiten und noch wichtiger, wie sie arbeiten wollen. Was unterscheidet VW von Otto und wie sieht es mit der Flexibilität der Agenturbranche aus?

Wenn es um den Mittelstand geht, der in Deutschland eine starke Basis hat, war Textilunternehmer Wolfgang Grupp lange Zeit eine wichtige Referenz – und auch eine Marke. Im Sommer 2023 trat er eine Debatte über Home-Office los. Von dem er gar nichts hält. Jeder, der zuhause arbeiten könne, sei unwichtig. Inzwischen hat er die Verantwortung als Unternehmenschef an seine beiden Kinder übergeben. Ob die es auch so streng sehen?

Nach der erzwungenen Home-Office-Offensive während der Corona-Pandemie ist es nun an der Zeit, sich über die Art und Weise der Zusammenarbeit neu Gedanken zu machen. Dabei klaffen die Wünsche von Arbeitnehmer:innen und Unternehmen auseinander.

In Deutschland arbeitet der Durchschnitt der Vollzeitbeschäftigten einen Tag pro Woche im Home-Office. Es besteht jedoch der Wunsch nach mehr: Wenn sie die freie Wahl hätten, würden Arbeitnehmer:innen 1,8 Tage pro Woche Arbeit im Home-Office verbringen. Bei den Arbeitgebern sind es jedoch nur 1,2 Tage pro Woche, an denen sie ihre Beschäftigten nicht im Büro sehen wollen oder müssen.

Tage Heimarbeit pro Woche; Quelle: Ifo-Institut 2023